Pressebericht BT
Leistung und Gegenleistung
Förderkonzept des TC RW Baden-Baden greift / Frauenteam ungeschlagen in die Badenliga
Von Hucky Krämer
Der Mann hat eine Mission: Den TC Rot-Weiss Baden-Baden mit jungen, möglichst deutschen Spielerinnen aus der Region in die Bundesliga bringen. Wovon er spricht, ist harte Arbeit. Worauf er pocht, ist Erfolg. Sascha Petratschek ist eine Art Robin Hood, der ausgezogen ist, um mit Deutschlands ältestem Tennisclub eine junge Erfolgsgeschichte zu schreiben. Er hat Spielerinnen gesichtet, motiviert, trainiert, Sponsoren gesucht – und dann vor einem Jahr das neue Förderkonzept gestartet. Mit Erfolg. Das mit Abstand jüngste Team (Durchschnittsalter 16,6 Jahre) rockte die Oberliga, blieb ungeschlagen und schlägt nun künftig in der Badenliga auf.
Der erste Schritt ist also getan, doch der Weg ist noch lang und steinig. Zwischen der höchsten Spielklasse Badens und der Bundesliga liegen noch immer Tennis-Welten. „Man muss sich im Sport immer die höchsten Ziele setzen“, sagt Petratschek, der bereits am neuen Badenliga-Team bastelt. Und das soll noch jünger werden. Gut möglich, dass die russische Spitzenspielerin Polina Leykina (22) und Angelika Roesch (40) der Frischzellenkur zum Opfer fallen. Als ehemaliger bayrischer Verbandstrainer ist Petratschek bundesweit gut vernetzt, liebäugelt mit deutschen Spitzenspielerinnen im Alter zwischen 16 und 18. Zu Jana Lederer (16), Nina Lalovic (15), die mit ihren Eltern von Bruchsal nach Baden-Baden zieht, Monika Dedaj (16) und Pia Praefke (14) sollen sich also weitere junge, erfolgshungrige Talente gesellen. „Das Jugendmodell bleibt, außerdem wollen wir kein Söldnertum“, macht Petratschek unmissverständlich klar.
Einen Bruder im Geiste fand er in dem schwäbischen Unternehmer Rainer Kellner. Während einer Trainerstunde fühlte Petratschek bei Kellner, der seit seinem sechsten Lebensjahr selbst Tennis spielt und seit drei Jahren in Baden-Baden wohnt, vor, ob er sich vorstellen könne, als „Pate“ für ein Nachwuchstalent zu fungieren. Er konnte. Dass er dann gleich mehrere „Patenkinder“ bekam, schreckte den finanzkräftigen Sponsor nicht ab. „So eine Nummer ist noch nie da gewesen, ich finde das Konzept, das mit dem Know-how von Sascha steht und fällt, richtig toll. Die Mädels haben jede Menge Biss und machen einfach Spaß“, sagt Kellner. Er liebt dieses „Leuchtturmdenken“. Sein Credo: Leistung und Gegenleistung. Das heißt: Es wird alles für die Spielerinnen getan, aber man muss auch etwas zurückgeben mit Ernsthaftigkeit und Leistung. Die Rahmenbedingungen für die Badenliga, die auch wieder nur eine Durchgangsstation sein soll, stehen, aber Kellner braucht nicht unbedingt die „One-Man-Show“. Er sieht sich eher als Teamplayer.
Das gilt auch für Petratschek. Er sieht sich als Mitglied eines „tollen Trainer-Teams“, das seiner Meinung nach eine hoch qualitative Arbeit abliefert. Die großen Erfolge sämtlicher der Jugendmannschaften des TC Rot-Weiss sind hierfür der beste Beleg. Petratschek hat also nicht nur ein Auge auf sein Lieblingsprojekt, sondern auch den Blick fürs Ganze.
Der Vorsitzende des Fördervereins, Florian Schulte, macht derweil keinen Hehl daraus, dass man gerne noch weitere Sponsoren, die „Spaß am Biss“ haben, ins Boot holen möchte. Er legt aber auch großen Wert auf Breite und Vielfalt. „Wir platzen aus allen Nähten und nebenan wäre auf der ehemaligen Minigolfanlage Platz genug für eine Zuschauertribüne und neue Courts“, klagt Schulte und appelliert an Oberbürgermeisterin Margret Mergen, die immerhin Schirmherrin der 60. European Senior Open war. Tradition und Moderne sollen sich beim ältesten Tennisclub Deutschlands ergänzen.Große Ziele und Visionen sind dabei unerlässlich.
li: Nina Lalovic, Jana Leder, Poliona Leykina, Monika Dedaj, Angelika Roesch, Sascha Petratschek, Pia Praefke; fehlt: Morgane Remy, Rebecca Faltusz
re: Förderer Rainer Kellner und Gattin Christa Kellner, bei allen Spielen immer live dabei!