Historie des TC Rot-Weiss Baden-Baden
Die Gründung des Lawn und Tennis- Clubs Baden-Baden, wie er damals noch hieß, ist die Geschichte zweier tennisbesessener origineller Pioniere. Der anglikanische Reverend T.S.A.White, Geistlicher der im 19. Jahrhundert bedeutenden englischen Kolonie Baden-Badens, ein leidenschaftlicher Ballsportler, der hier auch Golf und Fußball einführte, ist der eine. Der andere ist Richard Freiherr von Fichard, der maßgebliche Initiator bei der Gründung des Deutschen Tennisbundes und Autor der ersten Abhandlung über das Lawn Tennis- mit dem Verdienst, dieses komplizierte Regelwerk auf dem Kontinent eingeführt zu haben.
- 1881 – nur vier Jahre nach Wimbledon- hob man hier den mit Bad Homburg ältesten Tennisclub Deutschlands aus der Taufe.
- 1883 erfolgte das erste große Turnier, fast ausschließlich unter englischer Beteiligung.
Star der Veranstaltung: der teilnehmende Prince of Wales, der britische Thronfolger. Nach und nach wurde Baden-Baden zum internationalen Tennissportplatz. Jetzt legten auch die großen Hotels eigene Plätze an.
- 1886 stattete der Deutsche Kaiser Wilhelm I, der zusammen mit seiner Gemahlin Augusta wie oft im Sommer, an der Oos weilte, dem Club einen offiziellen Besuch ab , ließ sich die Regeln erklären und sah dem Spiel zu.
- 1896 beschloss man den Bau eines Pavillons nach Plänen des bekannten Architekten Vittali.
- 1897 erschienen die amtierenden Wimbledon-Sieger, die Brüder Dobberty, zu einem Turnier in Baden-Baden.
- Ab 1901 führte man an der Lichtentaler Allee alljährlich ein Internationales Tennisturnier durch.
Zunehmend kamen internationale Stars und Weltklassespieler, so der viermalige Wimbledon-Gewinner A.F.Wilding. Ab Anfang der 50er Jahre begann zunehmend die Karriere des TC Rot-Weiss als ein Mekka der Tennisgeschichte:
Wimbledon-Finalist Jaroslaw Drobny trat an, ebenso Budge Patty, Sven Davidson, Luis Ayala – mit dem für heutige Verhältnisse politisch unkorrekten Beinamen “der Tennismohr”, Manuel Santana, Neale Fraser, Roy Emerson, Christian Kuhnke, Goffried von Cramm, Thelma Long, Maria Esther Bueno – „la Bueno“ stets mit weißem Kopfputz, Doroty Head - die Liste ließe sich noch lang fortsetzen.
- 1955 wurde ein neues Clubhaus in Betrieb genommen – der schöne alte Vittali-Pavillon im Schweizer Stil genügte den Ansprüchen des Spielbetriebs nicht mehr. Zur gleichen Zeit entwickelten sich die „Internationalen“ zum wichtigsten deutschen Turnier. Die Teilnehmer-Liste war eine Visitenkarte des Spitzentennis. Zu den schon genannten gesellten sich Rita Dawar, Fausto Gardini, Roberto Valerio , Orlando Sirola, der mit seinen 2 Metern das Geschehen überragte.
In der Wirtschaftswunderzeit konnte man oft die gesamte deutsche Daviscup-Mannschaft auf den rot-weißen Plätzen trainieren sehen – Seite an Seite mit mehreren Wimbledon-Siegern.
- 1956 heißen die Stars Jackie Brichant, Thelma Long, Edda Buding, die das Finale gegen die Wimbledon-Siegerin Long gewinnt.
- 1957 dann das erste Profiturnier auf der Anlage, 1959 gewinnt Wolfgang Stuck vor 2500 Zuschauern gegen den Engländer Billy Knight das Endspiel der Internationalen.
Angeregt durch ihre großen Vorbilder wie Roy Emerson mit seiner Tarzanmähne, Manolo Santana,Wilhelm Bungert u.a. waren es vor allem die Geschwister Buding, die bei den Jugendlichen des Clubs die Begeisterung für Tennis entstehen ließen: Edda Buding holte sich 10 deutsche Meistertitel , Lothar und Ilse wurden Deutsche Meister im Doppel, Ingo war Davis-Cup-Spieler bestritt etliche Spiele in Wimbledon . Und gelegentlich besaßen sie, die wir für einige Zeit zu Klassenkameraden hatten, die Großzügigkeit, mit uns Bälle zu schlagen. Was folgte, waren die Anfänge der Jugendarbeit, Sportförderung für Kinder und Jugendliche., die heute gediehen ist zu einer vorbildlich betreuten Herzens-Anliegen des Clubs.
- 1966 findet das letzte klassische Internationale Tennisturnier von Baden-Baden statt.
Dann folgt die Ära der Internationalen Senioren-Turniere.
- 1967 wurden erstmals in Baden-Baden die 10. dieser Meisterschaften ausgerichtet.
- Ab 1972 die „Internationalen Tennismeisterschaften von Europa.
- 1993 dann findet – ein Novum- die sogenannte ATP Senior-Tour beim Rot-Weiß statt.
Niki Pilic und Björn Borg neben Tomas Smid, Ken Rosewall, John Newcombe,Peter McNamara, neben Jürgen Fassbender und Guillermo Vilas geben sich mit vielen der anderen schon Genannten ein Rendez-Vous.
Die jährlich veranstaltete ITP Senior Tour bzw. European Senior Open Senior mittlerweile in der 59. Runde angekommen. Eine Erfolgsgeschichte. Die Tennislegenden, die hier gespielt haben, sie alle sind noch da: Sie leben weiter an dem Ort ihrer Siege und Triumphe, in einem kleinen Tennismuseum mit exquisiten Exponaten im Untergeschoss des Clubhauses- den Katakomben des Sports.
Wir wollen sie nicht vergessen, die großen alten Helden des Tennissports. Es ist nicht die „Hall of fame“, die wir ihnen bieten können, sondern nur eine bescheidene „Wall of fame“, aber sie bietet dem Betrachter die einmalige Möglichkeit, einer Begegnung „auf Augenhöhe“ und ihnen, in dem Club, der einst ihre große Bühne war, seine Reverenz zu erweisen.
Dazu möchten wir unsere Besucher in unser Clubhaus einladen.
Sabeth Splietorp